And what was the role of Schosers in all this?
At the time, Franz Schoser was the secretary general of the German Association of Chambers of Commerce and Industry. He was thus one of the voices of German business which was affected by the West's economic sanctions against the Soviet Union. It is in this context that the German weekly Die Zeit interviewed Franz to find out how German business coped with the dilemma of being caught between political rationale and economic interest.
Franz Schoser, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelstages
Wehret den Anfängen
DIE ZEIT, 19.03.1982, Nr. 12
- Die Europäische Gemeinschaft hat nun eine endgültige Sanktionsliste gegen die Sowjetunion verabschiedet. Eine ganze Reihe von Produkten aus der UdSSR dürfen nicht mehr im bisherigen Umfang in die Gemeinschaftsländer eingeführt werden. Wie bewerten Sie diesen Vorgang?
Schoser: In erster Linie ist es eine politische Maßnahme, die im Zusammenhang mit den Ereignissen in Polen steht. Der Zweck ist, auf die Sowjetunion Druck auszuüben. Wirtschaftlich gesehen ist die Maßnahme sicherlich nicht allzu wirksam einzuschätzen. Sie konzentriert sich nur auf wenige Waren. Es handelt sich also mehr um ein politisches Zeichen als um eine wirklich greifende Sanktion. Die Gemeinschaft will der Sowjetunion damit verdeutlichen, daß sie es ernst meint, daß auch mit Taten zu rechnen ist, wenngleich diese Taten zunächst dosiert sind und nicht in ein allgemeines Embargo ausarten.
- Nun enthält diese Sanktionsliste ein eher kurioses Sammelsurium von Waren: Kaviar, Krimsekt und Diamanten, Güter, die nicht gerade zum Alltag gehören, auf die leicht zu verzichten ist. Das macht es dann leicht, ein Signal zu setzen. Handelt es sich nicht doch eher um eine politische Kinderei?
Schoser: Auf den ersten Blick könnte man meinen, es steckt ein wenig Spielerei darin. Aber wir sehen auch eine Gefahr. Die Gemeinschaft hat sich auf diesen Schritt sehr rasch geeinigt. Die beschlossenen Maßnahmen sind zwar in der -Wirkung beschränkt, aber die Einigkeit in der Sache hat uns, also die Wirtschaft, doch etwas erschreckt. Außerdem sind bei diesen Sanktionen ja nicht nur Kaviar und Krimsekt dabei, sondern auch Traktoren und chemische Produkte. Insgesamt sind 58 Positionen betroffen.
- Sehen Sie in diesen Maßnahmen durchaus auch den Beginn eines möglichen Handelskrieges? Schließlich wäre es nicht das erste Mal, daß so etwas mit einem eher lächerlichen Vorgeplänkel begonnen hat.
Schoser: Es in die Kategorie Handelskrieg einzuordnen, fände ich übertrieben. Dennoch tut die deutsche Wirtschaft gut daran, auf diesem Sektor sehr sensibel zu reagieren, weil unsere Volkswirt-schaft von Ausund Einfuhr abhängig ist. Immerhin erwirtschaften wir etwa ein Drittel unseres Sozialprodukts durch den Export. Deshalb sind Handelsbeschränkungen, gleich welcher Art, für uns sehr bedeutsam. Wenn wir berücksichtigen, daß es innerhalb der Europäischen Gemeinschaft zu protektionistischen Maßnahmen ganz generell sehr unterschiedliche Positionen gibt, auch solche, die dabei sehr gern mitmachen, dann muß eine Einigung auf Sanktionen besonders beachtet werden. Ich möchte es da gern mit dem alten Spruch halten: Wehret den Anfängen.
- Das gilt für die jetzt beschlossenen Importsanktionen. Nun gibt es ja noch massiven Druck von amerikanischer Seite, auch die Exporte in die Sowjetunion zu reduzieren. Das ist ja nicht vom Tisch oder...
Schoser: Nein. In Paris wird ja noch immer um die Cocom-Liste verhandelt.
- Sie meinen jene Bemühungen der Amerikaner, die Liste der von der Ausfuhr in den Ostblock ausgenommenen Gülter auszuweiten, wobei es sich um Produkte handelt, die von militärischem und strategischem Interesse sind?
Schoser: Ja, die Diskussion um die Liste, um eine Ausweitung der Produkte, die nicht mehr exportiert werden sollen, wird ja nun schon seit zwei Jahren geführt, seit den Ereignissen in Afghanistan. Die deutsche Wirtschaft hat der Politik in diesem Bereich stets die Priorität eingeräumt und die Cocom-Liste akzeptiert. Andererseits muß man aber einfach auch sehen, daß eine Ausweitung der Cocom-Liste zu einer weiteren Ausfuhrbeschränkung auch für solche Produkte führen kann, deren militärischer oder strategischer Wert sehr umstritten ist.
- Ist es bei,dem raschen technischen Wandel, dem wir seit Jahren unterliegen, nicht ohnedies schon so, daß bald jedes neue technische Produkt auch einen militärischen Wert haben kann, ohne das es ausgesprochen militärischen Charakter hat? Muß man nicht fürchten, daß bald alle Produkte auf der Cocom-Liste stehen?