Stadtchronist wird erster Trochtelfinger Ehrenbürger
Johannes Martin Schoser erhielt im Juli von Trochtelfingens Bürgermeister Friedrich Bisinger die Ehrenbürgerwürde der Stadt verliehen. Für sein vielfältiges Engagement für die Stadt, ihre Geschichte und das Vereinsleben wurde ihm damit als erster Trochtelfinger diese Ehre zuteil.
Gemeinderat und Bürgermeisterstellvertreter, Vereinsgründer und -vorsitzender, Stadtchronist, Modehauschef im Ruhestand und fünffacher Vater - das ist Johannes Martin Schoser. Wie er in den 63 Jahren seit seiner Heimkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1941 all dies bewerkstelligt hat, kann er nicht so genau sagen:
"Das hat man halt gemacht."
Zwischen 1953 und 1999 war Schoser nur von 1965 bis 1968 und von 1989 bis 1994 nicht im Gemeinderat der Stadt Trochtelfingen. In den 38 Jahren als Ratsmitglied war er Stellvertreter der Bürgermeister. Als engagierter und interessierter Stadtrat war der 78-Jährige an Trochtelfingens Historie interessiert. Deshalb überarbeitete er die Ortschronik von Pfarrer Friedrich Eisele und führte sie zum Nachschlagewerk für Geschichtsinteressierte fort. Nur folgerichtig erscheint es da, dass er den Geschichts- und Heimatverein Trochtelfingen ins Leben gerufen hat. Vor dem Hintergrund seines Geschichtsbewusstseins ist die Gründung der historischen Bürgerwehr im Jahr 1957 zu sehen. Als Vorsitzender und Kommandant vertrat er mit der Wehr das "Städtle" im hohenzollerischen, württembergischen und badischen Raum.
Bis heute ein Hingucker
Zwei Jahre nachdem die Bürgerwehr gegründet worden war, stieß er als Vorstandsmitglied zur Stadtkapelle Trochtelfingen. Bis heute sind die Auftritt von Bürgerwehr und Stadtkapelle in ihren schwarz-weiß-roten Uniformen mit Dreispitzhut ein echter Hingucker. Aus der Tradition der Handwerkszünfte heraus sieht Schoser den Handels- und Gewerbeverein, den Handel wollte der Modehausbesitzer aber im Werbekreis repräsentiert sehen. Eine Stadt, die sich dem Tourismus öffnet, wusste Schoser, profitiert nicht nur wirtschaftlich, mit der Öffnung nach außen kommen neue Impulse herein. Deshalb wurde er Gründungsmitglied des Fremdenverkehrsvereins. Das Wohl seiner Heimatstadt Trochtelfingen liegt dem Träger des Bundesverdienstkreuzes und der Bürgermedaille der Stadt Trochtelfingen am Herzen, weil seine Wurzeln bis ins Jahr 1360 zurückgehen, als die Schoser als Bürger und Bauern in den historischen Büchern verzeichnet sind. Erst sein Urgroßvater hatte als Tuchmacher und Begründer des in der vierten Generation geführten Modehauses den Bauernstand verlassen und sich dem Handwerk des Tuchmachers und dem Textilhandel verschrieben.
Für seine Ehefrau Hildegard, mit der er im August 48 Jahre verheiratet ist und fünf Söhne hat, war das große Engagement ihres Gatten in der Kommunalpolitik, im Vereinsleben und im eigenen Geschäft kein Problem.
Sie hatte mit Kindererziehung, Haushalt und Modehaus eigenen Aufgaben. Der Ruhm, der ihm zuteil geworden war, ist ihr nicht egal, aber er bedeutet ihr nichts. Wichtig ist ihr, dass er machen konnte, was er für wichtig hielt. "
Das war eine andere Zeit. Da mussten die Männer nicht zu Hause bleiben."
Erschienen in
Schwäbische Zeitung, 3. August 2004