Achievements & Whereabouts

Schosers have conquered the world. But where exactly are they? Where have they come from? Where are they going? Schosers have also been at the forefront of many revolutionary discoveries and achievements. Whether in sports, science, business, arts or nonsense, Schosers have the potential to excel. See this unique collection of evidence of Schosers' whereabouts and achievements!

Saturday 21 August 2004

Ein Mann mit Dornen

Ex-Palmengarten-Chef Gustav Schoser wird am Sonntag 80 Jahre

Frankfurter Rundschau, 21. August 2004

Der frühere Palmengarten-Direktor, Gustav Schoser, vollendet am 22. August sein 80. Lebensjahr. In seine Amtszeit zwischen 1968 und 1992 fielen zäh umkämpfte Modernisierungs-arbeiten und Besucherrekorde. 

Die Magistratsmitglieder, die im Juni 1968 den damals 44-jährigen Schwaben Gustav Schoser zum neuen Palmengarten-Chef beriefen, hatten sich die Ära anders vorgestellt. Schoser, Orchideen-Experte von Weltruf, hatte 1969 die Jubiläumsfeiern zum 100-jährigen Bestehen des renommierten Gartens mit Bravour gemeistert und dreieinhalb Jahre in seinem Amt gewaltet, als er Dornen und Widerhaken ausfuhr. 
Ideen hatte der Mann! Das beschauliche Musikprogramm im Palmengarten sollte mit Jazz und Pop durchpustet werden, um mehr junge Leute reinzuholen. Die Courts des exklusiven Tennisclubs auf der öffentlichen Erholungsfläche wünschte er dorthin, wo der Pfeffer wächst. Und neue, moderne Schauhäuser wollte er auch haben.

Zuverlässige Unterstützer hatte Schoser im damaligen Bürgermeister Wilhelm Fay und dem zuständigen Kulturdezernenten Hilmar Hoffman: "Schosers Kreativität kennt keine Grenzen. Sie stößt nur irgendwann gegen die Materie. Und das sind die Finanzen", zitiert die FR den SPD-Politiker im November 1977.

Anfänglich störten weniger die errechneten Kosten von 26 Millionen. Als Schoser im Mai 1972 in der Sitzung des Wirtschafts- und Bauauschusses seine Vorschläge unterbreitete, zerzauste ihn ein Sturm der Entrüstung auf Zuhörerseite. Man war grundsätzlich dafür, alles beim Alten zu belassen. Die Pläne seien "ungeheuerlich", entrüstete sich die Aktionsgemeinschaft Westend.

Ab jetzt zeigte Schoser, wie viel Beharrlichkeit im Spross einer seit 1606 urkundlich bekundeten Bauernfamilie von der Schwäbischen Alb steckt. Er lockte mit mehr Ausstellungen, erfolgreiches Musikprogramm, Inbetriebnahme der Bimmelbahn 1972, Gründung der "Grünen Schule", die Internationale Orchideenausstellung 1975 mit 250 000 Besucher. In diesem Rekordjahr kamen 1,5 Millionen Besucher.

Wilde Zeiten

Das überzeugte. Man träumte von einer Welt-Chrysanthemenschau, Blumen-Präsentationen unter einer Zelthalle, die im Winter als Kunsteisbahn genutzt werden könnte. Eine Tiefgarage musste her, mehr Zugänge und Kassen, ein neuer Weiher, ein Amphi-Theater. Vieles davon hat Schoser in dem folgenden zehnjährigen Ringen umsetzen können. Den härtesten Widerstand boten einflussreiche Tennisfreunde und Kommunalpolitiker. Ihnen gelang es, bis 1990 den Umzug des ungeliebten Tennisclubs und damit die Modernisierung zu verzögern. Einmal wurde ein einwöchiger Urlaub des Palmengarten-Chefs genutzt, um verbindliche Zusagen zu brechen.

Tropicarium
In diesen wilden Zeiten wurde dem unbeugsamen Schoser aus dem Römer mehrfach ein Maulkorb verpasst und zweimal drohte ihm ein Disziplinarverfahren. Als Belohnung bekam er 1990 das Bundesverdienstkreuz. Der Palmengarten war um das Tropicarium und andere Schauhäuser reicher, hatte neue Zugänge, eine Tiefgarage und ein aufgeräumtes Inneres. Die Kosten hatten sich im zeitraubenden Gezerre auf 85 Millionen Mark vervielfacht.

Im März 1991 wäre Schoser reif für die Rente gewesen. Doch bis man sich auf die Nachfolge geeinigte hatte, musste er nachlegen. Am 28. Februar 1992, nun 66 Jahre alt, wurde er verabschiedet. Schosers 80. Geburtstag ist am Sonntag, 22. August, der Stadt einen Festakt im Palmengarten wert.

VON ANNE LORENC