Karl-Joseph Schoser is chairman of the works council of the clothing producer Trigema in Burladingen, Germany. Trigema is widely known in Germany for its TV commercials featuring a monkey 'telling' the audience that all of Trigema's production sites are located in Germany. The German daily newspaper 'Die Tageszeitung' (taz) interviewed Karl-Joseph in 2003 on this very issue.
Die Tageszeitung, 25. November 2003
"Das ist den Kunden egal"
Die Firma Trigema produziert nur in Deutschland und wirbt damit. Karl-Josef Schoser, der Betriebsratsvorsitzende, erklärt, was das für Absatz, Preis und Leistung bedeutet.
- taz: Trigema weist in einer aggressiven Werbekampagne darauf hin, dass alle Produkte in Deutschland hergestellt werden. Ist das erfolgreich?
Karl-Josef Schoser: So was bringt schon was. Den Umsatz hat das zwar nicht erhöht, aber wir machen ja auch Werbekampagnen, damit sich der Umsatz hält.
- Glauben Sie, dass die Arbeitsbedingungen für Kunden wichtig sind?
Ich glaube, das ist den Kunden weitgehend egal. Allerdings denke ich auch, dass ein bestimmter Kundenkreis darauf anspringt, dass wir in Deutschland produzieren. Entscheidend aber ist vor allem die Qualität und dass das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Wenn Sie bei uns einen Jogginganzug kaufen, tragen Sie den noch in zehn Jahren. Wer allerdings seine Kleidung alle paar Wochen auswechseln will, der kauft bestimmt nicht bei uns.
- Bei Kleidung, die in Asien oder Lateinamerika hergestellt wird, beträgt der Lohnanteil ein Prozent. Wie können Sie da konkurrenzfähig sein?
Preislich können wir natürlich nicht mithalten mit Textilien, die in Billigläden angeboten werden. Da bekommen Sie drei T-Shirts zu einem Preis, für die Sie bei uns vielleicht eineinhalb bekommen. Wir bieten unsere Ware vorwiegend zu Fabrikverkaufspreisen in unseren 37 Trigema-Verkaufsshops an. Weil wir keinen Zwischenhandel haben, können wir preislich vieles ausgleichen.
- Wie sind denn die Arbeitsbedingungen bei Trigema?
Wir haben die 37-Stunden-Woche, wie sie in der deutschen Textilindustrie üblich ist. Unser Chef ist nicht im Arbeitgeberverband, aber wir werden übertariflich bezahlt - wobei die Löhne in der Textilindustrie in Deutschland nicht besonders hoch sind. Eine Näherin verdient zwischen 10 und 13 Euro brutto die Stunde. Weihnachts- und Urlaubsgeld kommen noch dazu. Außerdem wird jedem Arbeiter garantiert, dass seine Kinder einen Arbeitsplatz bekommen. Das ist zwar nicht immer eine Lehrstelle, aber heutzutage doch recht ungewöhnlich.
- Fast alle Textilhersteller haben Deutschland verlassen. Ist das Trigema-Konzept ein Nischenphänomen oder könnte es von vielen anderen Textilfirmen kopiert werden?
Wenn jeder damals versucht hätte, direkt zu vermarkten, so wie wir, dann ginge es uns auch schlechter oder gäbe uns vielleicht nicht mehr.
INTERVIEW: ANNETTE JENSEN