Ein Hobby mit Risiko
Die Sammelwut der amerikanischen NSA hat für einen Aufschrei gesorgt. Doch immer mehr Menschen sammeln ganz freiwillig Daten über sich selbst. Dabei ist „Self-Tracking“ ein riskantes Hobby.
Das Treffen ist im dritten Stock, doch bevor er den Aufzug-Knopf drückt, schaut Andreas Schoser auf sein Handy - und nimmt dann doch lieber die Treppe. „Mein Soll ist noch nicht erfüllt“, sagt Schoser. Er zählt sie nämlich, die Schritte, die er jeden Tag zurücklegt. Sein Handy sagt ihm, wie gut er sich schlägt. Seit kurzem ist Schoser ein sogenannter Self-Tracker, also jemand, der Daten über sich selbst sammelt.
Selbstvermessung - oder auf Englisch „Quantified Self“ - ist ein im Jahr 2007 in den USA entstandener Trend, der inzwischen nach Deutschland übergeschwappt ist. Es dreht sich alles um Zahlen und Statistiken zu einzelnen Menschen. Doch der Trend wirft gerade in Zeiten der NSA-Affäre Fragen nach der Sicherheit der Daten auf, die über Apps und Computerprogramme erfasst werden.
Seit zwei, drei Jahren treffen sich auch in Deutschland Quantified-Self-Gruppen - etwa im Kölner Mediapark. Hier gibt Self-Tracker Andreas Herten einen Einblick in seine persönliche Datensammlung. Er zählt Schritte, Stromverbrauch, Tastenanschläge, gelesene E-Mails, gehörte Musik. Für ihn ist es „einfach nur Spaß“. Andere Self-Tracker messen den Puls, zählen Kalorien. Ein digitales Tagebuch entsteht.
Schnell wird in den Diskussionen klar: So spannend das Tracken für die Daten-Junkies auch sein mag, sie gehen damit auch einige Risiken ein. Die gesammelten Daten, beispielsweise Bewegungsprofile, können auch gegen sie verwendet werden. Wenn klar ist, wo sich ein Tracker jeden Tag zu einer bestimmten Zeit befindet, ist auch klar, wo er sich zu dieser Zeit nicht befindet - beispielsweise für Einbrecher ist das eine interessante Information.
„Es ist erschreckend, welch präzise Profile man schon mit wenigen Daten erstellen kann“, sagt Jens-Martin Loebel von der Leuphana-Universität Lüneburg, der einen fünf Jahre dauernden Selbstversuch gemacht hat. Zu Untersuchungszwecken hat er seine eigenen GPS-Daten gesammelt und ausgewertet. „GPS-Daten werden übrigens von jedem, der ein Handy hat, immer gesammelt. Nur bleiben ihm die Daten verborgen“, erklärt er. Erst kürzlich sollen Demonstranten in der Ukraine, deren Standort wohl per GPS ermittelt worden war, eine Sammel-SMS bekommen haben, dass sie als Teilnehmer eines Massenaufruhrs registriert worden seien, berichtet er.
Einer, der selbst Apps programmiert und täglich nutzt, ist Andreas Schreiber vom Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR). Er hat das jüngste Treffen in Köln organisiert, zu dem nicht nur Tracker sondern auch Universitäts- und Firmenvertreter kamen. Wegen eines Schlaganfalls muss Schreiber ständig Blutdruck, Puls und Blutzuckerspiegel messen. „Da sind die Apps sehr hilfreich und ich weiß, dass sie verhältnismäßig sicher sind“, sagt er.
Der Durchschnittsnutzer habe aber oft gar keine Ahnung, von wem die Apps stammen, was sie machen und was sie tatsächlich alles sammeln. „Firmen spielt die Selbstüberwachung natürlich in die Karten. Je mehr Informationen sie bekommen, desto interessanter und genauer sind die erkennbaren Muster“, sagt Schreiber. Denkbar sei etwa, dass sich Krankenkassen über Informationen von selbstenttarnten Sportmuffeln freuen könnten. Der Nutzer werde zum gläsernen Menschen. Sein Tipp: Die Daten möglichst bei unterschiedlichen Anbietern speichern, damit nicht auf einfachstem Wege ein Profil erstellt werden kann.
Ähnlich sieht es der Hamburger Datenschützer Ulrich Kühn. Er empfiehlt, auf Datenspeicherungen außerhalb des Handys zu verzichten. „Je weniger in sogenannten Clouds im Internet gespeichert wird, desto besser.“ Außerdem sollten Tracker auf das Aufzeichnen von sehr sensiblen Daten verzichten und sich bei der App-Wahl eher auf europäische Anbieter konzentrieren, weil diese in Sachen Datenschutz greifbarer seien.
Seit zwei, drei Jahren treffen sich auch in Deutschland Quantified-Self-Gruppen - etwa im Kölner Mediapark. Hier gibt Self-Tracker Andreas Herten einen Einblick in seine persönliche Datensammlung. Er zählt Schritte, Stromverbrauch, Tastenanschläge, gelesene E-Mails, gehörte Musik. Für ihn ist es „einfach nur Spaß“. Andere Self-Tracker messen den Puls, zählen Kalorien. Ein digitales Tagebuch entsteht.
Schnell wird in den Diskussionen klar: So spannend das Tracken für die Daten-Junkies auch sein mag, sie gehen damit auch einige Risiken ein. Die gesammelten Daten, beispielsweise Bewegungsprofile, können auch gegen sie verwendet werden. Wenn klar ist, wo sich ein Tracker jeden Tag zu einer bestimmten Zeit befindet, ist auch klar, wo er sich zu dieser Zeit nicht befindet - beispielsweise für Einbrecher ist das eine interessante Information.
„Es ist erschreckend, welch präzise Profile man schon mit wenigen Daten erstellen kann“, sagt Jens-Martin Loebel von der Leuphana-Universität Lüneburg, der einen fünf Jahre dauernden Selbstversuch gemacht hat. Zu Untersuchungszwecken hat er seine eigenen GPS-Daten gesammelt und ausgewertet. „GPS-Daten werden übrigens von jedem, der ein Handy hat, immer gesammelt. Nur bleiben ihm die Daten verborgen“, erklärt er. Erst kürzlich sollen Demonstranten in der Ukraine, deren Standort wohl per GPS ermittelt worden war, eine Sammel-SMS bekommen haben, dass sie als Teilnehmer eines Massenaufruhrs registriert worden seien, berichtet er.
Einer, der selbst Apps programmiert und täglich nutzt, ist Andreas Schreiber vom Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR). Er hat das jüngste Treffen in Köln organisiert, zu dem nicht nur Tracker sondern auch Universitäts- und Firmenvertreter kamen. Wegen eines Schlaganfalls muss Schreiber ständig Blutdruck, Puls und Blutzuckerspiegel messen. „Da sind die Apps sehr hilfreich und ich weiß, dass sie verhältnismäßig sicher sind“, sagt er.
Der Durchschnittsnutzer habe aber oft gar keine Ahnung, von wem die Apps stammen, was sie machen und was sie tatsächlich alles sammeln. „Firmen spielt die Selbstüberwachung natürlich in die Karten. Je mehr Informationen sie bekommen, desto interessanter und genauer sind die erkennbaren Muster“, sagt Schreiber. Denkbar sei etwa, dass sich Krankenkassen über Informationen von selbstenttarnten Sportmuffeln freuen könnten. Der Nutzer werde zum gläsernen Menschen. Sein Tipp: Die Daten möglichst bei unterschiedlichen Anbietern speichern, damit nicht auf einfachstem Wege ein Profil erstellt werden kann.
Ähnlich sieht es der Hamburger Datenschützer Ulrich Kühn. Er empfiehlt, auf Datenspeicherungen außerhalb des Handys zu verzichten. „Je weniger in sogenannten Clouds im Internet gespeichert wird, desto besser.“ Außerdem sollten Tracker auf das Aufzeichnen von sehr sensiblen Daten verzichten und sich bei der App-Wahl eher auf europäische Anbieter konzentrieren, weil diese in Sachen Datenschutz greifbarer seien.